Politische Wende 1989/90
Der Krankenpfleger Jan Hermann aus der Stadt Brandenburg gehörte zu den 30 Erstunterzeichnern des Gründungsaufrufs „Aufbruch 89“ des Neuen Forums (NF) vom 9./10.9.1989. Er brachte den Aufruf in Brandenburg konspirativ in Umlauf. Auf seine und die Initiative des Kreisjugendpfarrers Bertram Althausen gründeten am 20.10.1989 mehr als 70 Personen in der evangelischen Kirche Kirchmöser-West eine Regionalgruppe des NF. Diese stellte sich am 21.10.1989 erstmals im Dom in drei Veranstaltungen vor über 3900 Bürgern der Öffentlichkeit. Staatliche und kirchliche Stellen versuchten vorab, diese Veranstaltung zu verhindern. Als Ausgleich dazu wurde der 31.10.1989 für eine staatliche Verhandlung ausgehandelt. So kam es am 31.10.1989 in der „Stahlhalle“ zu einer Aussprache staatlicher Stellen, der SED und anderer Parteien mit der Bevölkerung. Am 25.10.1989 begannen die ökumenischen „Gebete für unser Land“, abwechselnd im Dom und bei der katholischen Gemeinde Hl. Dreifaltigkeit. Diese Gebete, für die ev. Kirche u.a. von Pfarrerin Cornelia Radeke und für die katholische Kirche u.a. von Kaplan Bernd Krause moderiert, fanden wöchentlich bis zum 14.3. auch mit einem politischen Informationsteil für die Teilnehmer statt.
Es seien Teile des Fürbittengebets wiedergegeben, aus denen die Ziele der damals aktiv handelnden ersichtlich sind:
„Wir haben Steinwüste und Polizeiknüppel, friedliche Demonstranten und Wasserwerfer gesehen. Wir wissen um die Angst der Demonstranten und die Angst der Sicherheitskräfte. Wir hören von menschenunwürdigen Verhören, über die von zuständigen Stellen noch geschwiegen wird.
Wir wissen aber auch, mit welch großer Hoffnung die Menschen auf die Straße gingen.
Für diese Hoffnungen bitten wir dich:
• Wir leben in diesem Land.
• Wir bleiben in diesem Land.“
Es wurde um Fürbitte für Juden, Toleranz/Pluralität, für Ausländische Mitbürger und gegen Gleichgültigkeit, Passivität, Zufriedenheit gebetet.
Als Außenaktion wurde am 1.11.1989 die erste Demonstration in Brandenburg durchgeführt. Auf Initiative von Detlef Mierke, Wolfgang Rudolph und Kuno Pagel organisierte das NF am 11.11.1989 eine Demonstration unter dem Motto „für eine lebenswerte sozialistische Gesellschaft“. Es kamen mehr als 8500 Bürger, trotz der überraschend erfolgten Grenzöffnung zur BRD und Berlin/West am 9.11.1989. Bereits am 10.11.1989 hatte sich das Sekretariat der SED-Kreisleitung Brandenburg mit der Kreiseinsatzleitung (KEL) getroffen. Thema war unter anderem die entstandene Lage nach der Grenzöffnung. Es wurde festgelegt, dass es während der Demonstration zu keinem Einsatz militärischer Mittel kommen sollte.
Auf Initiative des NF kam es zu einem Gespräch mit Offizieren des Kreisamtes Brandenburg für nationale Sicherheit, dem ehemaligen Staatssicherheitsdienst. Eine Mahnwache vor dem Kreisamt begann am Nachmittag des 5.12.1989 durch die Jugendgruppe des NF, weil der Verdacht auf Aktenvernichtung bestand.
Am 6.12.1989 erhielten auf Initiative des NF zehn Bürger Zutritt zum Kreisamt für nationale Sicherheit. Dieses befand sich in Auflösung, Akten wurden zum Bezirksamt für nationale Sicherheit in Potsdam verbracht, Unterlagen auch zum Teil vernichtet.
Am 13.12.1989 gründeten 31 Personen auf Initiative von Alfred Arndt die Sozialdemokratische Partei (SDP, ab 13.1.1990 SPD). Der erste regionale Runde Tisch für Brandenburg nahm am 19.12.1989 seine Arbeit auf. Die Stadtverordnetenversammlung kooptierte mit Beschluss vom 14.2.1990 je fünf Mitglieder des NF und der SPD in das Stadtparlament, um die Weiterarbeit der SVV bis zur Kommunalwahl am 6.5.1990 zu ermöglichen. Auch sollte je ein Vertreter von NF und SPD als Stadtrat ohne Geschäftsbereich im Rat der Stadt tätig werden. Vom NF wurde Kuno Pagel, von der SPD Dr. Helmut Schliesing in diese Funktion delegiert. Durch die Wende verringerte sich die Einwohnerzahl in Brandenburg von über 93 000 im Jahr 1989 auf unter 90 000.
BU:
Am 3.12.1989, beteiligten sich Bürger aus der Stadt Brandenburg an einer Menschenkette als „Licht für unser Land“, die entlang der Fernverkehrsstraße 1 von Plaue über Brandenburg nach Schmerzke führte.
NF und SPD waren die Gruppen, die sich in Brandenburg während der politischen Wende neu bildeten, Bedeutung gewannen und sich in die Kommunalpolitik einbrachten.
Es seien Teile des Fürbittengebets wiedergegeben, aus denen die Ziele der damals aktiv handelnden ersichtlich sind:
„Wir haben Steinwüste und Polizeiknüppel, friedliche Demonstranten und Wasserwerfer gesehen. Wir wissen um die Angst der Demonstranten und die Angst der Sicherheitskräfte. Wir hören von menschenunwürdigen Verhören, über die von zuständigen Stellen noch geschwiegen wird.
Wir wissen aber auch, mit welch großer Hoffnung die Menschen auf die Straße gingen.
Für diese Hoffnungen bitten wir dich:
• Wir leben in diesem Land.
• Wir bleiben in diesem Land.“
Es wurde um Fürbitte für Juden, Toleranz/Pluralität, für Ausländische Mitbürger und gegen Gleichgültigkeit, Passivität, Zufriedenheit gebetet.
Als Außenaktion wurde am 1.11.1989 die erste Demonstration in Brandenburg durchgeführt. Auf Initiative von Detlef Mierke, Wolfgang Rudolph und Kuno Pagel organisierte das NF am 11.11.1989 eine Demonstration unter dem Motto „für eine lebenswerte sozialistische Gesellschaft“. Es kamen mehr als 8500 Bürger, trotz der überraschend erfolgten Grenzöffnung zur BRD und Berlin/West am 9.11.1989. Bereits am 10.11.1989 hatte sich das Sekretariat der SED-Kreisleitung Brandenburg mit der Kreiseinsatzleitung (KEL) getroffen. Thema war unter anderem die entstandene Lage nach der Grenzöffnung. Es wurde festgelegt, dass es während der Demonstration zu keinem Einsatz militärischer Mittel kommen sollte.
Auf Initiative des NF kam es zu einem Gespräch mit Offizieren des Kreisamtes Brandenburg für nationale Sicherheit, dem ehemaligen Staatssicherheitsdienst. Eine Mahnwache vor dem Kreisamt begann am Nachmittag des 5.12.1989 durch die Jugendgruppe des NF, weil der Verdacht auf Aktenvernichtung bestand.
Am 6.12.1989 erhielten auf Initiative des NF zehn Bürger Zutritt zum Kreisamt für nationale Sicherheit. Dieses befand sich in Auflösung, Akten wurden zum Bezirksamt für nationale Sicherheit in Potsdam verbracht, Unterlagen auch zum Teil vernichtet.
Am 13.12.1989 gründeten 31 Personen auf Initiative von Alfred Arndt die Sozialdemokratische Partei (SDP, ab 13.1.1990 SPD). Der erste regionale Runde Tisch für Brandenburg nahm am 19.12.1989 seine Arbeit auf. Die Stadtverordnetenversammlung kooptierte mit Beschluss vom 14.2.1990 je fünf Mitglieder des NF und der SPD in das Stadtparlament, um die Weiterarbeit der SVV bis zur Kommunalwahl am 6.5.1990 zu ermöglichen. Auch sollte je ein Vertreter von NF und SPD als Stadtrat ohne Geschäftsbereich im Rat der Stadt tätig werden. Vom NF wurde Kuno Pagel, von der SPD Dr. Helmut Schliesing in diese Funktion delegiert. Durch die Wende verringerte sich die Einwohnerzahl in Brandenburg von über 93 000 im Jahr 1989 auf unter 90 000.
BU:
Am 3.12.1989, beteiligten sich Bürger aus der Stadt Brandenburg an einer Menschenkette als „Licht für unser Land“, die entlang der Fernverkehrsstraße 1 von Plaue über Brandenburg nach Schmerzke führte.
NF und SPD waren die Gruppen, die sich in Brandenburg während der politischen Wende neu bildeten, Bedeutung gewannen und sich in die Kommunalpolitik einbrachten.