Weltliche Schule

Weltliche Schule – ein Beispiel für die sozialdemokratische Reformpädagogik in Brandenburg
Von 1922 bis 1933 gab es die Weltlichen Schulen, die sich durch Konfessionsfreiheit und ihr pädagogisches Experimentierfeld auszeichneten. Ihre Entstehungsgeschichte ist vor allem eine Geschichte des Schulkampfes um staatliche oder kirchliche Kontrolle und Einflussnahme auf das Schulleben und die Unterrichtsmethoden.
Zu Ostern 1927 eröffnete in Brandenburg eine Weltliche Schule, auch Sammelschule genannt. Im Gegensatz zu den Volksschulen gab es hier keinen Religionsunterricht, sondern das Fach Lebenskunde. Die Prügelstrafe war verboten, Jungen und Mädchen besuchten gemeinsame Klassen. Der Unterricht in Werken und Esperanto war ebenfalls neu. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es Bestrebungen, die Volksschule zu reformieren. 1924 wurden an der Rochow-Schule Reformklassen eingeführt. Im Juni 1926 fassten die Freidenker den Beschluss, in Brandenburg eine Weltliche Schule zu errichten, im Januar 1927 stellten die Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung dazu einen Antrag. Am 24. April begann der Unterricht der Weltlichen Schule mit 499 Schülern und 14 Lehrern in 14 Klassen im alten Gymnasium Katharinenkirchplatz 5. Otto Bernhard Wendler wurde als Schulleiter berufen. Der Zuspruch für die neue Schule war so groß, dass bereits 1929 ein zweites Schulgebäude am Gotthardtkirchplatz genutzt werden musste. 1930 war die Weltliche Schule mit 815 Schülern in 24 Klassen die größte Schule in Brandenburg. Otto Bernhard Wendler als Rektor und die Konrektoren Johannes Senkpiel für das Gebäude Katharinenkirchplatz und Paul Schmidt für das zweite Haus leiteten die Sammelschule. Am 23. Februar 1933 gab es einen Beschluss, die Schule jahrgangsweise abzubauen, aber im Herbst 1933 wurden alle Schüler auf andere Schulen aufgeteilt und damit die Weltliche Schule aufgelöst.

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Otto Bernhard Wendler - „Der zufällige Dichter“, so nannte er sich selbst
In seiner literarischen Arbeit wandte Wendler sich dem Roman zu, besonders Jugendbüchern. 1929 erschien der Antikriegsroman „Soldaten Marieen“. 1931 der Roman „Kolonie Erdenglück“, der die Probleme der Arbeitslosigkeit behandelte und in Brandenburg spielte. In seinem Jugendbuch „Zirkuspaule“ erkennt man die Werderstraße und den Neustädtischen Schützenplatz. Am 30.1.1933 trieben die Nazis Wendler aus der Schule, der Rektorentitel wurde ihm aberkannt, der Pensionsanspruch gestrichen, Schreibverbot erteilt. Er schrieb unter dem Pseudonym Peter Droß Kinderbücher und verfasste mehrere Drehbücher für Filme.
1945 wurde Wendler zum Schulrat für Brandenburg berufen, er entschied sich aber dafür, Schulrat in Burg zu werden. Im Juni 1946 schied er aus dem Dienst, um ausschließlich schriftstellerisch zu arbeiten. Zehn Werke entstanden, die sich mit Gegenwartsfragen beschäftigten, darunter 1954 der Roman „Als die Gewitter entstanden“. Er gehörte zu den Begründern des Kulturbundes. Aus seiner Arbeit zur Förderung junger Nachwuchsschriftsteller ragt Brigitte Reimann (Roman „Franziska Linkerhand“) hervor.
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Als Rektor entwickelte Wendler vielfältige kulturelle Initiativen, er organisierte neue Formen von Elternabenden sowie Schulfeste, Lichtfeiern (vor Weihnachten) und Sonnenwendfeiern, schrieb dafür Lieder, Tänze, Sketche sowie Theaterstücke und unterstützte die Jugendweihen. 1930 und 1931 fanden diese Feiern auch jeweils viermal im ausverkauften städtischen Theater statt.
Daneben interessierte er sich stark für das Theater, besuchte viele Vorstellungen in Brandenburg (Havel) und schrieb für die SPD-Tageszeitung "Brandenburger Zeitung" Theaterkritiken, kleine Geschichten und Glossen zu aktuellen Themen.
Nach 1945 war er an der Umsetzung der demokratischen Schulreform in Magdeburg beteiligt. Später arbeitete er als freischaffender Schriftsteller und schuf drei DEFA-Spielfilme.