Walther Ausländer

12. Oberbürgermeister (1920-1926)
Walther Ausländer wurde am 15. Februar 1879 als Sohn eines Kaufmanns in Königsberg/Ostpreußen geboren. Nach dem Jurastudium trat er in die Verwaltung seiner Heimatstadt ein und wurde dort 1913 zum Stadtrat gewählt. Im Ersten Weltkrieg erlitt er eine schwere Verwundung. Nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst war er ab 1915 wieder als Stadtrat in Königsberg tätig.
Ausländer wurde am 11. März 1920 zum Oberbürgermeister von Brandenburg gewählt. Auf Grund der neuen, demokratischen Verhältnisse der Weimarer Republik gelangte damit erstmals ein Sozialdemokrat in diese Funktion. Unter Ausländers Führung musste die Stadtverwaltung zunächst die Lösung der durch den Ersten Weltkrieg verursachten Probleme angehen – dazu gehörten die Wiedereingliederung der von den Fronten zurückkehrenden Soldaten und die Flüchtlingsfürsorge. Erschwert wurde diese Arbeit durch die Hyperinflation. Der Magistrat versuchte durch die Ausgabe von Notgeld die galoppierende Geldentwertung zu stoppen. Trotz der Schwierigkeiten der Nachkriegskrise konnten in Ausländers Amtszeit wichtige Projekte der Stadtentwicklung realisiert werden. Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse wurden die Steintorbrücke und die Luckenberger Brücke erneuert. Ein Erweiterungsbau des Krankenhauses Hochstraße und die Umwandlung einer ehemaligen Kaserne in der Magdeburger Straße in ein Altersheim, Waisenhaus und Säuglingsheim schufen bessere Bedingungen der gesundheitlichen und sozialen Betreuung. Die Anlegung eines neuen kommunalen Friedhofs am Marienberg, der weltliche Erd- und Feuerbestattungen ermöglichte, ist wesentlich auf Ausländers Einsatz zurückzuführen. Seine schwere Kriegsverletzung, behinderte den Oberbürgermeister immer wieder in seiner Amtsführung. Bei dem Versuch, die Folgen dieser Verletzung operativ zu beheben, starb er am 15. Juli 1926 in Berlin.
Im Brandenburger Stadtteil Hohenstücken ist eine Straße nach Walther Ausländer benannt.

Quellen:
BLHA, Rep. 2 A I Pers Nr. 132 Ausländer, Walter
StadtA, V.B. 1.48 – 1.53 Verwaltungsberichte der Stadt Brandenburg (Havel) für die Jahre 1920 bis 1926
Walther Ausländer (Hrsg.), Kriegswunden, Bericht des Magistrats über die Auswirkungen des Krieges in Brandenburg (Havel), Brandenburg (1925)
Literatur:
Otto Tschirch, Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, Bd. 2, S. 360
Klaus Heß, Die Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, in: Historischer Verein Brandenburg (Havel), 10. Jahrbuch [NF] 2000-2001, Brandenburg an der Havel 2001, S. 46-58, hier S. 51ff.