Paul Redlich

Paul Redlich – Kämpfer für die Armen oder gegen die Republik?

Paul Redlich wurde am 17. Januar 1893 in Braunschweig geboren und lernte den Beruf des Malers in Holzminden. Nach seinem Kriegsdienst zwischen 1914 und 1918 kam er nach Brandenburg an der Havel. Weil er seinen erlernten Beruf wegen eines Augenleidens nicht mehr ausführen konnte, wurde Redlich Angestellter bei der Reichsbahn. Hier war er auch Teil des Betriebsrates. Seit 1920 war Redlich Mitglied und Funktionär der KPD. In Brandenburg an der Havel wurde er einer der bekanntesten Kommunisten. Bei den Stadtverordnetenwahlen am 4. Mai 1924 war er einer der sechs Vertreter der KPD. 1926 wurde er zum 2. Stadtverordnetenvorsteher gewählt. 1927 erhielt er das Amt eines unbesoldeten Stadtrates. Außerdem hatte er einen Sitz im Brandenburgischen Provinziallandtag.

Immer wieder sorgten die Kommunisten in der Stadtverordnetenversammlung durch Angriffe auf die Stadtverwaltung oder radikale Forderungen für Aufsehen. Dann kam es zu Ordnungs-rufen durch den Vorsteher und in letzter Konsequenz zum Ausschluss kommunistischer Stadtverordneten von einer oder mehreren Sitzungen. Bei zwei Gelegenheiten, die zu Unter-suchungen führten, war Paul Redlich namentlich benannt. Während der Wahl Ernst Fresdorfs zum Oberbürgermeister in der Stadtverordnetenversammlung im November 1926 wurde ihm Beeinflussung der Wahl vorgeworfen. Die bürgerlichen Parteien beschuldigten ihn, die fünf Stimmzettel seiner Fraktion kontrolliert zu haben. Durch eine Beschwerde an höhere Stelle sollte die Wahl als ungültig erklärt werden. Am Ende wurde die Wahl von Preußische Staatsministerium für gültig erklärt.
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In einer Sitzung der SVV am 14. Februar 1929, an der Paul Redlich als unbesoldeter Stadtrat teilnahm, soll er die anwesenden Erwerbslosen dazu aufgefordert haben, sich in der Kommu-nisten Partei zusammenzuschließen und die von den Sozialdemokraten gegründete Republik zum Teufel zu jagen. Sein Hoch auf die Kommunistische Internationale und die Kommunis-tische Partei soll von den Anwesenden lautstark erwidert worden sein. Die Sitzung musste unterbrochen werden, weil ein Tumult ausbrach. Der genaue Hergang und Wortlaut ist in der Untersuchung dazu nicht widerspruchslos dargestellt. Folge dieser Episode war ein Diszipli-narverfahren gegen Redlich. In seiner Aussage gab er an nicht nur als Stadtrat und Magist-ratsmitglied, sondern auch als Vertreter der Erwerbslosen an dieser Sitzung teilgenommen zu haben und sich durch die Sozialdemokraten provoziert gefühlt zu haben. Nach diesem wurde Redlich von seinem Posten als Stadtrat entlassen, blieb aber bis Januar 1932 Stadtverordneter.
Paul Redlich zeichnete sich oft verantwortlich für den Inhalt und den Druck der lokalen kommunistischen Parteizeitung Rote BZ. Hier wurde die allgemeine Politik kommentiert und auch immer wieder die kommunale Politik des sozialdemokratisch geführten Magistrats kriti-siert und angegriffen.
Nach den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 gehörte Redlich zusammen mit Max Herm als Abgeordneter dem Reichstag an.
Im Februar 1933 gehörte Redlich zu den von den Nationalsozialisten verhafteten kommunisti-schen Abgeordneten. Bis zum 25. Januar 1934 befand er sich in so genannter Schutzhaft im KZ Sonnenburg. Nach seiner Entlassung wohnte er in Berlin und stand unter Beobachtung der Gestapo. Am Anfang des Jahres 1944 kehrte er wieder nach Brandenburg an der Havel zurück. Hier starb Paul Redlich am 3. März 1944 Tuberkulose.