Louis Gumpert

Louis Gumpert lebte von 1823 bis 1920. Er stammte aus einer schon länger in Brandenburg ansässigen jüdischen Familie und war Inhaber des Bankhauses Gumpert in Brandenburg an der Havel. Das Bankhaus bestand seit dem Jahre 1817. Es war in diesem Jahr von seinem Vater, Wolf Gumpert, durch Kauf von Frl. J. Baebenroth begründet worden. 1846 trat L. Gumpert als Prokurist in dasBankgeschäft seines Vaters ein, 1851 wurde er Sozius der Firma. Das Geschäft hatte jetzt den Namen „W. Gumpert & Sohn“. Er eröffnete auch eine Filiale in Berlin. 1880 traten Gumperts Söhne Paul und Richard in das Bankgeschäft ein. 
Von seinen Söhnen führte Paul das Bankgeschäft von Berlin aus weiter. Franz war schon 1916 verstorben. Wegen großer Verluste mit Kriegsanleihen musste das Geschäft nach dem Krieg verkleinert werden. Die Brandenburg Filiale wurde aufgegeben. Paul Gumperts Sohn Fritz ging des Vermögens vollständig durch Maßnahmen der Nationalsozialisten nach 1933 verlustig. Wolfgang Gumpert, sein Bruder ging 1933 zunächst ins Exil nach Jugoslawien, kehrte aber 1936 zurück,da er meinte, als „Halbjude“ eine Chance auf Arbeit zu haben, wurde aber ins KZ Dachau gesteckt. Durch Bemühungen der Quäker gelang es, ihn 1938 aus dem KZ Buchenwald, wo er sich zu dieser Zeit befand, freizubekommen. Über Rom, Kairo und Brüssel gelangte er schließlich nach England und übersiedelte 1948 in die USA.


Der Sitz war im Hause Hauptstraße 20, in dem sich heute das „Kaffekännchen“ befindet. Das ursprünglich aus der Zeit des Barock stammende Haus wurde im Jahre 1865 umgebaut. Nach dem Krieg beherbergte es jahrelang eine Theaterkasse, seit 1982 ein Café.

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Louis Gumpert war ein hochangesehener Brandenburger Bürger. Er war für sechzig Jahre von 1859 bis 1919 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Er engagierte sich auch für das kulturelle Leben der Stadt. So war er maßgeblich an der Errichtung des Kriegerdenkmals auf dem Marienberg beteiligt, engagierte sich im Historischen Verein der Stadt und im Kuratorium der Wredow-Stiftung.  1903 wurde ihm aufgrund seiner Verdienste um die Stadt zu seinem 80.Geburtstag die Ehrenbürgerwürde verliehen. Wie angesehen Gumpert auch über die Grenzen der Stadt Brandenburg war, geht aus einem Telegramm des Kaisers zu seinem 90. Geburtstag am 4.5.1913  hervor:

 „Aus Wiesbaden:

Seine Majestät der Kaiser und König lassen in freundlicher Erinnerung an die dortige Hohenzollernfeier im vorigen Jahre ew. Hochwohlgeboren zur heutigen Vollendung ihres 90sten Lebensjahres Glück und Gottes Segen wünschen. Auf allerhöchsten Befehl, der Geheime Kabinettsrat von Valentissi“

Lit.: Bauer u.a. Jüdische Bürger in Brandenburg an der Havel, Brandenburg / Havel 2005