Ernst Paul Lehmann

Ernst Paul Lehmann wurde am 9.6.1858 in Berlin als Sohn eines Schneiders geboren.
Lehmann gründete 1881 zusammen mit seinem Partner Jean Eichner die „Blechspielwarenfabrik von Lehmann & Eichner“, später „Firma Ernst Paul Lehmann Patentwerk“. Eichner verstarb bereits 1884, so dass Lehmann die Fabrik allein fortführte. Das Unternehmen gehörte später mit durchschnittlich 600 bis 800 Beschäftigten, meist Frauen, zeitweise zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Es wurde vor allem mechanisches Blechspielzeug aus eingekaufter wie eigener Entwicklung, die international patentgeschützt war, produziert. Auf dem Spielzeug waren oft Parolen aufgedruckt, wie etwa der deutsch-nationalen Gesinnung Lehmanns und dem Zeitgeist entsprechend auf dem Spielzeugauto „Tut-Tut“:

„Deutsch Voran!“

Die Spielzeugfabrik Lehmann exportierte vor dem ersten Weltkrieg bis zu 90% ihrer Produktion, bis nach Amerika, China oder Australien.

esel-lehmann
22FamilieLehmann
19AutoBrennaborLana

Lehmann engagierte sich auch intensiv im politischen Leben der Stadt. So war er von 1900 bis1927 Stadtverordneter der DNVP in der Stadtverordnetenversammlung. Als Deutschnationaler galt er als besonders reaktionär. Er gründete die Ortsgruppe Brandenburg des Deutschen Flottenvereins, dem Präsidium des Flottenvereins gehörte er ebenfalls an. Sozialdemokratischen oder gewerkschaftlichen Aktivitäten seiner Arbeitnehmer stand Lehmann außerordentlich kritisch gegenüber. Lehmann fühlte sich als patriarchaler Fabrikbesitzer für seine Angestellten verantwortlich, so dass er sie beispielsweise zum 2. Mai zu Ausflügen und zu einem Festessen einlud. Umso gekränkter reagierte er auf die Teilnahme von Arbeitnehmern an Kundgebungen zum 1. Mai mit dem Ausspruch von Kündigungen.
Einen Teil seines beträchtlichen Vermögens stiftete er der Stadt Brandenburg und für wohltätige Zwecke. So stellte er ein Grundstück auf dem Marienberg für die Errichtung des Bismarckdenkmals zur Verfügung. Dem historischen Verein Brandenburg übergab er 1919 zur Eröffnung eines Heimatmuseums das Freyhaus, in dem sich noch heute das Stadtmuseum befindet. Im Stadtbild erinnert die auf seinem Firmengelände in der Plauer Straße 6 befindliche Jugendstilvilla, die er 1901 – 1902 von Bruno Möhring als sein Wohnhaus errichten ließ. Über dem Eingang befindet sich ein Relief seines damals produzierten Lieblingsspielzeuges „Der störrische Esel“.
Lehmann starb am 10.7.1934 in Brandenburg.
Das Familienunternehmen wurde 1948 enteignet und als „VEB Mechanische Spielwaren Brandenburg“ weitergeführt. In den Gebäuden der Fabrik, die 1896 nach einem Brand neu eröffnet worden waren und in denen noch bis 1991 weiterhin Spielzeug produziert wurde, befindet sich heute ein Teil der Stadtverwaltung an der Klosterstraße.
Das Lehmannsche Blechspielzeug erfreut sich bei Sammlern nach wie vor großer Nachfrage und erzielt hohe Preise. Der „störrische Esel“ wurde 1910 vom Kaufhaus Conitzer für 95 Pfennig, bei ebay heute für ca. 800,00 € angeboten.

Lit.: Katharina Kreschel, Brandenburger Blechspielwaren Die Firmen und ihre Produkte