Ernst Fresdorf

Dr. Ernst Fresdorf wurde am 4.9.1989 geboren. Nach Jurastudium und Promotion übte er verschiedene Funktionen bei Gericht und in der kommunalen Verwaltung aus, vor seiner Brandenburger Zeit zuletzt als Magdeburger Stadtrat. Seit 1921 war er Mitglied der SPD. Im November 1926 wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg an der Havel gewählt. Die Stadtverordneten von SPD und KPD hatten hier eine Mehrheit von zusammen 22 zu 20 Stimmen gegenüber der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft. Absprachegemäß sollte Dr. Fresdorf im zweiten Wahlgang mit den Stimmen der linken Mehrheit gewählt werden, doch stimmte ein kommunistischer Stadtverordneter mit den bürgerlichen, so dass ein Losentscheid nötig wurde. Das Los fiel auf Dr. Fresdorf.
Fresdorf organisierte die Brandenburger Verwaltung grundlegend neu. Ein Presseamt wurde geschaffen, um der Bevölkerung die Ziele der Stadtverwaltung besser zu erläutern, ein Wirtschafts- und Verkehrsamt, um die Verwaltung besser auf die Bedürfnisse von Handel und Gewerbe abzustimmen. Die Feuerwache wurde errichtet und die städtische Reinigung und Müllabfuhr gebildet. Langfristig prägend für die Stadt Brandenburg waren die siedlungs- und städtebaulichen Initiativen Fresdorfs in Zusammenarbeit mit dem Stadtbaurat Karl Erbs. So wurden die Erwerbslosensiedlungen Klingenbergsiedlung und Gobbinstraße und andere Siedlungen am damaligen Stadtrand zur Verringerung der grassierenden Wohnungsnot errichtet. In seine Dienstzeit fiel auch die Durchführung der Tausend-Jahr Feier der Stadt 1929 mit dem Bau der Jahrtausendbrücke und dem Umbau der anliegenden Gebäude (Fontane-Klub) sowie der Bau des Wohlfahrtszentrums mit dem Friedrich-Ebert-Bad. Die Durchführung dieser Projekte ist umso bemerkenswerter, als sie zeitlich mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise zusammenfielen. In das Jahr 1929 fiel auch die Eingemeindung der Gutsbezirke Burg-Brandenburg, und Neustadt-Brandenburger Forst, Plauerhof und der Gemeinden Neuendorf und Dom. Dadurch vergrößerte sich das Stadtgebiet um 44,2 %. Die Einwohnerzahl hatte von 1921 bis 1928 um 23 % zugenommen. Dr. Fresdorf vertrat als Verwaltungsfachmann während seiner Amtszeit regelmäßig gemäßigtere Positionen als die SPD-Fraktion der Stadtverordenetenversammlung unter ihrem Vorsitzenden Friedrich Ebert jr..
Trotz all der Verdienste Fresdorfs um die Stadt Brandenburg wurde er auch vom bürgerlichen Lager als Sozialdemokrat weitgehend abgelehnt. So schrieb der bürgerliche Brandenburger Anzeiger anlässlich seiner Verabschiedung am 21.11.1931:

„Die Amtsperiode Dr. Fresdorf bedeutete in Brandenburgs Kommunalgeschichte einen Abschnitt, der für das Bürgertum unserer Stadt häufig wenig erfreulich war.“

Die Tätigkeit von Fresdorf als Oberbürgermeister der Stadt endete im November 1931 mit dessen Wahl zum Ersten Beigeordneten von Köln, die er ohne Gegenstimmen gewann. Dort war er Stellvertreter von Oberbürgermeister Konrad Adenauer.
Am 12.3.1933 wurde Fresdorf unmittelbar nach der Kommunalwahl gemeinsam mit Adenauer von den Nationalsozialisten abgesetzt und am 1. 11.1933 auf Grund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt. Im Frühjahr war er auch für einige Wochen inhaftiert worden. So wurde Fresdorf in den 50er Jahren auch als politisch Verfolgter anerkannt. Bemerkenswert ist insoweit, dass Fresdorf noch im Mai 1933 einen Aufnahmeantrag in die NSDAP stellte und sich über Jahre hinweg intensiv darum bemühte, wieder in leitender Stellung in der Kölner Verwaltung auch unter den Nationalsozialisten tätig werden zu können. Dies blieb ihm als ehemaligem Sozialdemokraten jedoch ebenso wie eine Rechtsanwaltszulassung versagt. In den Folgejahren war Fresdorf unter anderem als „Devisenberater“ verfolgter Juden und als Treuhänder auch in „Arisierungsverfahren“ tätig.
Am 7.5.1945 wurde Fresdorf als er dort auf der Durchreise war, von der amerikanischen Militärbehörde zum Oberbürgermeister von Eisenach bestimmt und mit der Leitung aller Regierungsbehörden im Amtsbereich Eisenach beauftragt. Seinen Dienstsitz nahm er auf der Wartburg. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde Fresdorf bereits im Juli 45 von der sowjetischen Militärverwaltung unter dem Vorwand eines Devisenvergehens abgesetzt und verhaftet. Im September wurde er in das NKWD Speziallager II in Buchenwald überführt. Dort blieb er bis zur Auflösung des Lagers im im Februar 1950 inhaftiert.
Nachdem Fresdorf noch von 1950 bis 1954 in Köln als Stadtdirektor tätig war, verstarb er dort am 25.10.1967.

Lit.: Heß: Die Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg im ersten drittel des 20.Jahrhunderts, 10. JB des historischen Vereins Brandenburg; Wikipedia