Else Fisch Politikerin und Fräulein vom Amt

Else Fisch wurde vermutlich in Gutenpaaren als Tochter des Müllers und Wirtes Robert Fisch geboren, der ab 1877 die Kaffeewirtschaft auf dem Marienberg betrieb. Viel über das frühe Leben der Else Fisch ist nicht bekannt. Ihr Engagement für die Frauenbewegung begann im Brandenburger Ortsverein des Deutschen Frauenbundes, dessen erweitertem Vorstand sie seit mindestens 1910 und auch 1913 noch angehörte.
Die technische Erneuerung eröffnet ihr, wie vielen anderen Frauen, neue Perspektiven. Else Fisch berufliches Leben begann 1907 als Telefonistin. Bevor Telefongespräche direkt von einem Teilnehmer zum nächsten verbunden wurden, nahmen die Vermittlungsämter das Ge-spräch an und leiteten es manuell weiter. Weibliche Stimmen galten dabei als wesentlich an-genehmer als männliche, weswegen die Vermittlung ein nahezu alleiniges Arbeitsfeld für Frauen wurde. Mit diesen neuen Berufszweigen kamen auch neue Organisationen auf. 1912 gründete sich der Verband Deutscher Reichs-Post- und Telegraphenbeamtinnen (VRPT). In seiner politischen Arbeit setzte sich der VRPT für eine Gleichbehandlung von Frauen am Ar-beitsplatz ein. Gleichzeitig wurde das erzwungene Ausscheiden von verheirateten oder hei-ratswilligen Beamtinnen aus dem Beruf nicht in Frage gestellt. Else Fisch war Mitbegründerin und ab 1914 zweite Vorsitzende des Verbandes sowie ab 1928 auch Schriftführerin der Verbandszeitung Unter dem Reichadler. Im Verband engagierte sie sich in verstärkter Form für berufshygienische Fragen, d.h. für Themen zum Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz.

Fisch gehörte ab 1918 der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei an. Am 22. No-vember 1918 begrüßten die Brandenburger Frauen in einer Entschließung auf einer „öffentli-chen Frauenversammlung“ im Hohenzollernpark, das durch die provisorische Reichsregierung zuerkannte Wahlrecht. Der Brandenburger Anzeiger schrieb dazu am 30. November 1918, dass „Frl. Fisch“, welche die Leitung inne hatte, „dieser Aufgabe mit anerkennungswertem Geschick gerecht wurde“. Weiterhin hieß es in dem Bericht: „[Die Frauen Brandenburgs] erkennen es als ihr Recht und ihre Pflicht, die Zukunft des Vaterlandes mitzubestimmen und mit den Männer zusammenzuwirken für eine gesunde Entwicklung und einen gerechten sozia-len Aufbau des werdenden Staates.“

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Sie schaffte es auf die Liste zur Wahl der Nationalversammlung, aber ihr fehlten die nötigen Stimmen für einen Sitz. Bei der ersten Stadtverordnetenwahl nach neuem Wahlrecht erhielt sie ein Mandat und blieb die gesamte Legislaturperiode bis 1924. Sie war eine der ersten drei Frauen im Stadtparlament. Als Stadtverordnete arbeitete sie in der Gesundheits- und der Le-bensmittelversorgungskommission sowie der Armen- und Siechendeputation. Im Oktober 1924 rückte Else Fisch wegen einer Mandatsniederlegung in den Preußischen Landtag nach. Danach muss sie nach Berlin gezogen sein. Hier trat sie bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 an. Die DDP war zu dieser Zeit in der Deutschen Staatspartei aufgegangen und war in ihrem Programm nach rechts gerückt. Der Liberalismus hatte inzwischen stark an politischem Einfluss eingebüßt. In Ihrem Wahlkampf warb sie noch für „Besonnenheit und Sachlichkeit im politischen Leben“ und warnte vor denen, die glaubten, dass „eine Hand mit Gewalt die gegenwärtigen Schwierigkeiten lösen könne.“ Doch Else Fisch fehlten die Stim-men, um in den Reichstag einzuziehen.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten löste sich der VRPT freiwillig auf. Darauf-hin zog sie sich aus der Öffentlichkeit in den Ruhestand zurück. Datum und Ort ihres Todes sind nicht ermittelt.