Brennabor Werke

Die Brennaborwerke - Von der Kinderwagenfabrik zum Großunternehmen

Zum wichtigsten Betrieb Brandenburgs entwickelten sich die Brennaborwerke. Im April 1871 nahmen die Brüder Carl, Adolf und Hermann Reichstein, die aus einer Korbmacherfamilie stammten, am Neustädtischen Markt 23 mit 20 Arbeitskräften die Herstellung von handgeflochtenen Korbwaren und Kinderwagen auf. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich die Brennaborwerke zur größten Kinderwagenfabrik Europas. In der Schützen- und Kirchhofstraße errichteten die Reichsteins ab 1874 den größten Brandenburger Industriekomplex.
Die Gebrüder Reichstein begannen bald mit der Eigenproduktion von Fahrrädern. Sie gaben ihren Fabrikaten neben dem Firmennamen noch die Bezeichnung „Brennabor“.
Im Jahre 1896 produzierten 1800 Arbeiter bereits 20 000 Fahrräder und 120 000 Kinderwagen.
1903 wurde mit dem Bau von Motorrädern, 1906 von Autos begonnen.
Im Ersten Weltkrieg wurden in den Brennabor-Werken mit 7 000 Beschäftigten Granaten, militärische Ausrüstungen sowie Fahrräder produziert.
Das Jahr 1927 brachte die höchsten Produktionszahlen. Mit 8 000 Beschäftigten produzierte der Betrieb 82 000 Kraftwagen, 115 000 Fahrräder, 165 000 Kinderwagen.
Im Herbst 1931 hatte die Weltwirtschaftskrise die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens zur Folge. Die mit bis zu 15 Millionen Reichsmark verschuldete Firma musste im Oktober 1931 Insolvenz anmelden. Es wurde daher im Januar 1932 ein Vergleichsverfahren eingeleitet. Das Werk hatte noch 500 Beschäftigte. Das Familienunternehmen „Brennabor-Werke“ wurde unter der Regie der Haupt-Gläubigerin Commerzbank in eine AG umgewandelt. Hauptanteilseigner wurde die Commerzbank. Im ersten Aufsichtsrat saß auch der Oberbürgermeister der Stadt, Paul Szillat. Carl Reichstein junior übernahm in der Geschäftsführung den Posten des Technischen Direktors. Während die anderen Geschäftsfelder bald wieder Gewinne abwarfen, belastete die Kraftfahrzeugsparte das Unternehmen stark. Die Planungen für eine Wiederaufnahme der Automobilproduktion werden im Dezember 1933 endgültig aufgegeben.
Während des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Beschäftigten auf über 6.000, unter ihnen zahlreiche verschleppte Zwangsarbeiter. Brennabor ließ auch im Brandenburger Zuchthaus produzieren. Zubehörteile für den Flugzeugbau werden gefertigt, speziell für Messerschmitt, Heinkel und Arado sowie Lafetten für Flakgeschütze.
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Im Herbst 1945 kam es nach Sequestrierung und Demontage zum Ende der Brennabor-Werke AG. Aufgrund seiner Rolle als Rüstungsunternehmen, des Engagements der Geschäftsführung für den Nationalsozialismus und wegen der Ausbeutung der Zwangsarbeiter fielen die Brennabor AG und die Tochterfirma, Havelwerk GmbH, ein Betrieb der Rüstungsproduktion, in den Geltungsbereich der Befehle 124 und 126 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland. Maschinen und Anlagen wurden demontiert und als Reparationen in die Sowjetunion verbracht. Später wurden die Unternehmen enteignet. Auf dem Werksgelände wurde das Traktorenwerk gegründet.