Warner Seelig Bass

Warner Seelig Bass, geboren 6.10.1908 als Werner Seelig in Brandenburg an der Havel. Sein Vater war Eugen Seelig, Ingenieur, Gründer der Fabrik Singal & Seelig, Hersteller von Elektromotoren. Er verstarb recht früh. Seine Mutter heiratete erneut und ihr neuer Ehemann, Mischa Bass adoptierte ihre Kinder, wodurch Werner fortan Seelig-Bass hieß. Er machte Abitur an der Saldria, der er noch Jahrzehnte verbunden blieb. Es schloss sich ein Studium in Musik, Theaterwissenschaften, Philosophie und Fremdsprachen an der Berliner Universität an. Seelig-Bass besuchte dann die Staatlich-Akademischen Hochschule für Musik in den Fächern Kapellmeister, Klavier und Komposition. Seelig-Bass war nicht nur als Dirigent und Musiker, sondern auch als Komponist erfolgreich. Inspiriert von seiner Heimatstadt komponiert er unter anderem: "Fritz Bollmann" Vorspiel und einleitende Chorszene. Von 1930 bis 1933 war er stellvertretender Chefdirigent am Kasseler Staatstheater. Die dort arbeitenden Juden gerieten alsbald ins Visier der Nationalsozialisten. Ihre Zeitung, die Hessische Volkswacht schrieb im Februar 1933:

„Kein Jude darf am Staatstheater bleiben.“



Roland Freisler in der gleichen Zeitung:

„Immer wieder haben wir während der Kämpfe der letzten Jahre darauf hingewiesen, in welch unerhörter Weise die deutsche Kunst durch ausländischen, rassefremden Einfluss zerstört wird.“

Er forderte:

„dass ausnahmslos jeder Platz, auf dem sich jetzt rassefremde Bühnenkünstler befinden, frei gemacht wird für hungernde deutsche Bühnenkünstler“

Schnell wurde auch Seelig-Bass zur Zielscheibe:

„Warum (…) muss angesichts der Tatsache, dass deutsche Männer von künstlerischer Begabung und künstlerischem Können in erheblicher Zahl vorhanden sind, ausgerechnet Herr Konzertmeister und Korrepetitor Seelig-Bass, ausgerechnet wieder ein Jude, nicht nur am Theater gehalten, sondern bei jeder passenden Gelegenheit, so z. B. bei der Sylvesterfeierlichkeit herausgestellt werden (…)?“

Am 1. April 1933 erhielt Seelig-Bass die Kündigung durch den nationalsozialistischen kommissarischen Intendanten Schillings, die aus rechtlichen Gründen wenig später in eine Beurlaubung umgewandelt wurde, die seine Karriere im öffentlichen Kulturbetrieb beendete.
Werner Seelig-Bass vertrieb seine ausweglose Lage in Kassel noch 1933 nach Berlin. Hier hatten Juden bereits im Sommer 1933 als Reaktion auf die Verfolgung und zur Unterstützung ihrer verzweifelten Künstlerkollegen den Jüdischen Kulturbund gegründet. Als Selbsthilfeeinrichtung und als Volksbühne organisiert, diente er auch entscheidend dazu, Kulturbedürfnisse von Juden zu befriedigen und ein Gefühl der Solidarität zu schaffen. Dazu dienten Theater- und Opernaufführungen, Orchester- und Chorkonzerte, Kammermusik- und Liederabende, Kinderkonzerte und Vortragsveranstaltungen. Seelig-Bass wurde Dirigent am Jüdischer Kulturbund Theater. Mit dem endgültigen Ausschluss aus der Reichsmusikkammer am 22. August 1935 verlor er aber jede Chance, noch einmal außerhalb des jüdischen Kulturbetriebes seinem Beruf nachgehen und auftreten zu können.So blieb 1938 nur die Auswanderung in die USA über Kuba. Er ließ sich in New York nieder und änderte seinen Namen in Warner S. Bass. 1941 heiratete er die polnische Sängerin Marion Koegel, die zuvor ebenfalls für den Jüdischen Kulturbund aufgetreten war und in Amerika als Marion Corda auftrat. 1943 wurde er zum Militär eingezogen, wo er ein Militärorchester leitete, das für Soldaten und Zivilisten spielte. Nach dem Krieg machte er eine Tournee durch Europa für die United Service Organization (USO). Er reiste weiter durch die Welt und trat unter anderem in Australien, Neuseeland, der Sowjetunion, der DDR, Japan, Hongkong, den Philippinen und Südafrika auf und wurde Gastdirigent bei den New Yorker Philharmonikern und der Detroit Opera. Als Pianist, arbeitete Bass mit weltberühmten Sängern wie Marta Eggerth und Jan Kiepura wie auch mit seiner Frau, Marion Corda. Mitte der 1960 begann Bass als Musikprofessor am New York University's College of Music zu arbeiten. Zweimal wurde ihm der Titel „Outstanding Educator of America“ verliehen.
Warner S. Bass starb 1988. In Kassel ist für ein ein „Stolperstein“ verlegt worden.