Edith Hahn Beer
Edith Hahn Beer wurde 1914 in Wien als Jüdin geboren. Ihr Vater betrieb im Geschäftszentrum am Kohlmarkt ein Restaurant. Die Mutter war gelernte Schneiderin. Durch die Fürsprache eines Stammgastes, der Professor an der Technischen Universität war, ließ man sie, für die eigentlich ebenfalls eine Schneiderlehre vorgesehen war, die Matura (Abitur in Österreich) machen und die Universität besuchen, wo sie von 1933 bis 1937 Rechtswissenschaften studierte.
Am 12.3.1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. Österreich wurde an das deutsche Reich angeschlossen. Alsbald wurden auch in Österreich schikanöse Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung eingeleitet. So mussten alle Juden ihre Radios und Schreibmaschinen abgeben, der Besuch von Kinos und Konzerten wurde verboten. Es gab Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte, Christen durften keine Juden als Arbeitnehmer beschäftigen. Hahn Beer hatte ihre ersten beiden Staatsexamina mit guten Noten absolviert. Nach österreichischem Recht war noch eine dritte Staatsprüfung zu absolvieren, um als Doktor der Rechte als Anwalt oder Richter arbeiten zu können. Im April 1938 begab sie sich daher zur Universität, um sich einen Prüfungstermin zu holen, wurde jedoch abgewiesen, da „sie an der Universität nicht mehr erwünscht“ sei. Am 9.11. 1938, als auch in Wien die Synagoge brannte, reiste ihre Schwester nach Palästina aus, im Februar ging ihre andere Schwester mit einem illegalen Transport auch nach Palästina. Eine Auswanderung kam für sie selbst jedoch nicht in Frage, da sie ihren Verlobten nicht verlassen wollte, der sich andererseits mit Rücksicht auf seine Mutter nicht zur Ausreise entscheiden mochte. Die verbliebene Familie wurde nun gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen und in die Leopoldstadt, das Wiener Ghetto zu ziehen. Im Jahre 1941 hatten etwa 100.000 der 185.000 Wiener Juden es geschafft, das Land zu verlassen. Die verbliebenen mussten sich nun registrieren lassen.
Im April 1941 wurde Hahn Beer zur Landarbeit in Norddeutschland verpflichtet. Obwohl sie einen Vertrag unterzeichnete, der sie nur zu sechswöchiger Arbeit verpflichtete, musste sie bis Oktober 1941 weiterhin auf dem Bauernhof arbeiten. Sie musste zunächst Spargel stechen, später auch Unkraut auf Bohnen- und Kohlfeldern jäten. Im Oktober wurde Hahn Beer nach Halberstadt gebracht. Sie verrichtete dort Zwangsarbeit in einer Papierfabrik. Am 9.6.1942 wurde ihre Mutter deportiert. Erst am 21.6.durfte Hahn Beer nach Wien zurückfahren. Nach Wien zurückgekehrt, versteckte sich Hahn Beer zunächst hinter dem Ladengeschäft einer Freundin, um selbst der bereits angeordneten Deportation zu entgehen. Nach sechs Wochen im Untergrund gelang es Hahn Beer, mit Hilfe einer Bekannten an Papiere zu kommen, mit denen sie sich ausweisen und Lebensmittelmarken beziehen konnte, was ihr vermutlich das Leben rettete. Hahn Beer zog nun nach München, wo sie im August 1942 Werner Vetter, einen Ingenieur der Flugzeugwerke Arado in Brandenburg kennenlernte. Als Vetter ihr einen Heiratsantrag machte, offenbarte sie ihm, dass sie Jüdin war und mit falschen Papieren lebte. Obwohl er Mitglied der NSDAP und überzeugter Nazi war, akzeptierte Vetter diese Situation und heiratete Hahn Beer, mit der er nach Brandenburg zog. Die Zeit bis zum Kriegsende verbrachte Hahn Beer als „U-Boot“ in der Stadt Brandenburg in ständiger Angst, enttarnt zu werden. Nach Kriegsende meldete sich Hahn Beer bei der russischen Besatzung und teilte dort mit, dass sie als Jüdin in Brandenburg im Untergrund gelebt hatte. Aufgrund ihrer juristischen Vorbildung wurde sie kurz darauf beim Amtsgericht Brandenburg als Richterin eingesetzt. Die Justizverwaltung wollte Hahn Beer an einem Sondergericht für die Behandlung politischer Fälle einsetzen. Sie lehnte dies jedoch ab, da sie meinte, als befangen angesehen zu werden. Stattdessen wurde sie als Familienrichter beschäftigt.
„Es war die schönste Zeit meine Lebens, die erste und einzige Zeit, in der mein Intellekt bei der Arbeit voll ausgelastet war – ein unbeschreiblicher Genuss-, sowie die erste und einzige Zeit, in der ich über ein ganz klein wenig Macht verfügte, um in dieser Welt Leiden zu lindern.“
Dies führte jedoch in der Folgezeit zum Scheitern ihrer Ehe, da ihr Mann nicht akzeptieren konnte, dass sie nunmehr nicht mehr total abhängig von ihm war, sondern sogar im Gegensatz zu ihm über eine angesehene Stellung verfügte. Im Sommer 1946 versuchte der sowjetische Geheimdienst, Hahn Beer zu Spitzeldiensten zu zwingen, wozu Hahn Beer nicht bereit war. Sie besorgte sich daher im westlichen Sektor Berlins Papiere und wanderte nach England, später nach Israel aus, wo sie verstarb.
Lit.: Edith Hahn Beer: Ich ging durchs Feuer und brannte nicht, 1999, Bern, München Wien
Am 12.3.1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ein. Österreich wurde an das deutsche Reich angeschlossen. Alsbald wurden auch in Österreich schikanöse Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung eingeleitet. So mussten alle Juden ihre Radios und Schreibmaschinen abgeben, der Besuch von Kinos und Konzerten wurde verboten. Es gab Boykottaufrufe gegen jüdische Geschäfte, Christen durften keine Juden als Arbeitnehmer beschäftigen. Hahn Beer hatte ihre ersten beiden Staatsexamina mit guten Noten absolviert. Nach österreichischem Recht war noch eine dritte Staatsprüfung zu absolvieren, um als Doktor der Rechte als Anwalt oder Richter arbeiten zu können. Im April 1938 begab sie sich daher zur Universität, um sich einen Prüfungstermin zu holen, wurde jedoch abgewiesen, da „sie an der Universität nicht mehr erwünscht“ sei. Am 9.11. 1938, als auch in Wien die Synagoge brannte, reiste ihre Schwester nach Palästina aus, im Februar ging ihre andere Schwester mit einem illegalen Transport auch nach Palästina. Eine Auswanderung kam für sie selbst jedoch nicht in Frage, da sie ihren Verlobten nicht verlassen wollte, der sich andererseits mit Rücksicht auf seine Mutter nicht zur Ausreise entscheiden mochte. Die verbliebene Familie wurde nun gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen und in die Leopoldstadt, das Wiener Ghetto zu ziehen. Im Jahre 1941 hatten etwa 100.000 der 185.000 Wiener Juden es geschafft, das Land zu verlassen. Die verbliebenen mussten sich nun registrieren lassen.
Im April 1941 wurde Hahn Beer zur Landarbeit in Norddeutschland verpflichtet. Obwohl sie einen Vertrag unterzeichnete, der sie nur zu sechswöchiger Arbeit verpflichtete, musste sie bis Oktober 1941 weiterhin auf dem Bauernhof arbeiten. Sie musste zunächst Spargel stechen, später auch Unkraut auf Bohnen- und Kohlfeldern jäten. Im Oktober wurde Hahn Beer nach Halberstadt gebracht. Sie verrichtete dort Zwangsarbeit in einer Papierfabrik. Am 9.6.1942 wurde ihre Mutter deportiert. Erst am 21.6.durfte Hahn Beer nach Wien zurückfahren. Nach Wien zurückgekehrt, versteckte sich Hahn Beer zunächst hinter dem Ladengeschäft einer Freundin, um selbst der bereits angeordneten Deportation zu entgehen. Nach sechs Wochen im Untergrund gelang es Hahn Beer, mit Hilfe einer Bekannten an Papiere zu kommen, mit denen sie sich ausweisen und Lebensmittelmarken beziehen konnte, was ihr vermutlich das Leben rettete. Hahn Beer zog nun nach München, wo sie im August 1942 Werner Vetter, einen Ingenieur der Flugzeugwerke Arado in Brandenburg kennenlernte. Als Vetter ihr einen Heiratsantrag machte, offenbarte sie ihm, dass sie Jüdin war und mit falschen Papieren lebte. Obwohl er Mitglied der NSDAP und überzeugter Nazi war, akzeptierte Vetter diese Situation und heiratete Hahn Beer, mit der er nach Brandenburg zog. Die Zeit bis zum Kriegsende verbrachte Hahn Beer als „U-Boot“ in der Stadt Brandenburg in ständiger Angst, enttarnt zu werden. Nach Kriegsende meldete sich Hahn Beer bei der russischen Besatzung und teilte dort mit, dass sie als Jüdin in Brandenburg im Untergrund gelebt hatte. Aufgrund ihrer juristischen Vorbildung wurde sie kurz darauf beim Amtsgericht Brandenburg als Richterin eingesetzt. Die Justizverwaltung wollte Hahn Beer an einem Sondergericht für die Behandlung politischer Fälle einsetzen. Sie lehnte dies jedoch ab, da sie meinte, als befangen angesehen zu werden. Stattdessen wurde sie als Familienrichter beschäftigt.
„Es war die schönste Zeit meine Lebens, die erste und einzige Zeit, in der mein Intellekt bei der Arbeit voll ausgelastet war – ein unbeschreiblicher Genuss-, sowie die erste und einzige Zeit, in der ich über ein ganz klein wenig Macht verfügte, um in dieser Welt Leiden zu lindern.“
Dies führte jedoch in der Folgezeit zum Scheitern ihrer Ehe, da ihr Mann nicht akzeptieren konnte, dass sie nunmehr nicht mehr total abhängig von ihm war, sondern sogar im Gegensatz zu ihm über eine angesehene Stellung verfügte. Im Sommer 1946 versuchte der sowjetische Geheimdienst, Hahn Beer zu Spitzeldiensten zu zwingen, wozu Hahn Beer nicht bereit war. Sie besorgte sich daher im westlichen Sektor Berlins Papiere und wanderte nach England, später nach Israel aus, wo sie verstarb.
Lit.: Edith Hahn Beer: Ich ging durchs Feuer und brannte nicht, 1999, Bern, München Wien