Dr. Erich Kreutz

Dr. Erich Kreutz wurde am 2.9.1884 in Magdeburg geboren. Nach dem Abitur am Magdeburger Domgymnasium studierte er Jura und Nationalökonomie in Halle und Jena. Nach verschiedenen Verwaltungstätigkeiten in Magdeburg, Livland, Apolda und Buer (Westfalen) wurde er 1927 Oberbürgermeister von Cottbus. Am 24.8.1933 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung einstimmig zum Oberbürgermeister von Brandenburg. Es gab nur noch Stadtverordnete der NSAP, die Sitzung dauerte 20 Minuten. Kreutz bekannte sich bei Amtsantritt zur Politik der NSDAP und zu Hitler. Er wurde jedoch nie Parteimitglied. Im preußischen Innenministerium hielt man ihn für zwar fachlich kompetent, aber für eine Parteimitgliedschaft nicht geeignet. Während seiner Amtszeit kam es vor allem wegen eines wesentlichen Ausbaus der Rüstungsindustrie zu einem erheblichen Anstieg der Einwohnerzahl, so dass neuer Wohnraum, z.B. in der Wilhelmsdorfer Vorstadt, geschaffen werden musste. Wilhelmsdorf wurde eingemeindet. Die ARADO Flugzeugwerke GmbH (1934) und die Adam Opel AG (1935) siedelten sich an.

Die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten gestaltete sich bald problematisch, da Kreutz seine Macht als OB nur unwillig mit der Parteiführung teilen wollte. Nachdem ein Versuch, Kreutz wegen Problemen mit der Höhe einer Aufwandsentschädigung und der Miete seiner Dienstwohnung (stadteigene Villa Luckenberger Straße 3) abzusetzen, nicht zum Erfolg geführt hatten, wurde ihm seine frühere Mitgliedschaft in der Freimaurerloge „Zum Brunnen in der Wüste“ zum Verhängnis. Er soll dort bis zu seinem Austritt am 26. Juni 1933 den 5. Grad, einen sogenannten Hochgrad, erreicht haben. Am 29.6.1937 wurde Kreutz beurlaubt und zum 31.10.in den Ruhestand versetzt. Kreutz zog nach Potsdam und arbeitete als Rechtsanwalt. Am 6. August 1943 wurde Dr. Erich Kreutz als Mitglied der deutschnationalen und monarchistischen Kasino - Gesellschaft verhaftet. Die Anklage lautete auf „staatsfeindliche Propaganda“. Ein Mitangeklagter, der Potsdamer Verleger August Bonness, wurde in dem anhängigen Verfahren zum Tode verurteilt und am 4. Dezember 1944 im Zuchthaus Brandenburg – Görden hingerichtet. Er sollte einen regimekritischen Witz erzählt haben (Bei den alten Germanen gab es eine nützliche Regel. Da haben die Stammeshäuptlinge gegeneinander gekämpft. Sollen das doch Hitler und Stalin auch tun. Da bleibt dem Volk viel erspart.) In Erwartung dieses Schicksals nahm sich Dr. Erich Kreutz im Potsdamer Gefängnis am 19. 9.1943 das Leben und kam damit der gegen ihn angestrebten Verhandlung zuvor.

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Lit.:
Heß, Klaus: Die Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg in den Jahren 1933 bis 1945. – In: Historischer Verein Brandenburg (Havel) e.V. : 12. Jahresbericht 2002 – 2003. Brandenburg an der Havel 2003
Schreiben des pr.Innenministeriums v. 1.6.1037, Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Götzmann/ Nitz Nationalsozialismus im Potsdam Museum in: Entnazifizierte Zone, Zum Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus in ostdeutschen Stadt-und Regionalmuseen, Bielefeld 2015 S. 167
Ewald-Heinrich v. Kleist, zitiert in: Vollmer/Keil Stauffenbergs Gefährten, das Schicksal der unbekannten Verschwörer, Hanser Berlin 2013