Charlotte Grupa (geb. Henschel) und Fritz Henschel

Fritz Henschel wurde am 4.9.1912 in Brandenburg an der Havel geboren. Er war Arbeiter und sympathisierte mit der Sozialistischen Arbeiterpartei.
Nach einer Zeit im Arbeitsdienst emigrierte er 1936 in die CSR. Seine Schwester Charlotte gab als Grund an,
… nicht so bald als Soldat in die faschistische Wehrmacht gepresst zu werden. Er wurde nie Soldat der Faschisten. Er kämpfte gegen die Faschisten. Er reihte sich ein in die internationalen Brigaden, die an der Seite des spanischen Volkes standen.“

Im Spanien wurde er durch einen Lungenschuss schwer verwundet.
Anfang 1939 gegen Endes Bürgerkrieges wurde er in Frankreich unter katastrophalen Bedingungen interniert. Die tägliche Ration Essen bestand aus 30 Gramm Brot, mittags einer Kelle Suppe und abends einer dünnen Flüssigkeit ohne Fett mit ein paar Erbsen, Linsen oder Nudeln. Die paar Gramm Fleisch in der Suppe waren fast ungenießbar. Da die Häftlinge nur das besaßen, was sie am Leibe trugen, arbeiteten sie in größter Kälte in Lumpen und Schuhen ohne Sohlen und schliefen ohne Decken auf der dünnen Strohschicht. Viermal am Tag war Appell, eine halbe bis eine Stunde bewegungsloses Stehen in Eiseskälte. Kleinste Verstöße wurden mit einem Faustschlag oder der Peitsche bestraft, schwere Vergehen mit mindestens acht Tagen Kerker. Fritz Henschel schrieb an seine Schwester Charlotte:

„Seit zwei Jahren befinde ich mich im französischen KZ. Vor dem war ich in Spanien. Ehrlich gesagt: mein Bedarf an fremden Ländern ist voll und ganz gedeckt. Mein sehnlichster Wunsch ist der, eine anständige Beschäftigung und eine menschenwürdige Behausung zu haben … Sollte es Dir möglich sein, mir etwas zu schicken, so kannst Du es durch das Rote Kreuz.“

Charlotte befand sich aber zur gleichen Zeit im KZ Ravensbrück. Sie war zuvor im Frauengefängnis Barnimstraße in Berlin inhaftiert. Um eine ebenfalls aus politischen Gründen inhaftierte Kommunistin zu schützen, nahm sie die Schuld für einen Kassiber mit Informationen der Kommunistischen Internationale auf sich und wurde zu weiteren zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
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Henschel-Portrat
FrauenkommandoRavensb-151


Fritz Henschel wurde später vom Vichy-Regime an die Gestapo ausgeliefert und kam ins KZ Sachsenhausen.
Er musste als Teerkocher von früh bis abends giftige Dämpfe einatmen. Da seine Lunge nicht ausgeheilt und wegen der schlechten Verpflegung, zog er sich eine Kehlkopf-Tuberkulose zu und starb im Juli 1942.
Charlotte überlebte das KZ nur mit Hilfe anderer Gefangener, die teils nicht überlebten. Sie war später Mitglied des Brandenburger Landtages. Zwiespältig war die Rolle von Charlotte, nun verheiratete Grupa, bei der Bespitzelung ihrer alten Freundin Margarete Buber-Neumann aus Ravensbrück. Die als „Trotzkistin“ und Feindin der Arbeiterklasse von der Staatssicherheit verfolgte ehemalige Kommunistin lebte nach 1945 in der Bundesrepublik, wo sich Charlotte mit ihr traf und anschließend der Stasi berichtete. An einer Entführung oder Liquidierung Margaretes teilzunehmen, weigert sie sich jedoch, weil „...das alte gute Einvernehmen, wie im Lager..., nach wie vor zwischen beiden herrschte“.