Friedrich Franz

Friedrich Franz wurde am 25.8.1889 in Olbernhau (Erzgebirge) geboren. Er war Eisenhüttenfachmann. Franz leitete den Neuaufbau des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg nach 1950.
Im Jahre 1909 begann er sein Studium des Hüttenwesens an der Bergakademie Freiberg, wo er sich dem Corps Saxo-Borussia anschloss. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Leutnant und Adjutant bei der Fußartillerie teil. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. und den Königl. Sächs. Albrechtsorden 2. Klasse mit Schwertern. Das Studium schloss er 1917 als Diplomingenieur ab. Erste Berufserfahrung sammelte er ab 1918 im Stahlwerk Riesa. 1922 wechselte er ins Rheinland, zunächst nach Hamborn, dann nach Düsseldorf. 1926 wurde er Betriebsleiter auf der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Im Jahr 1933 trat er der NSDAP bei (Nr. 3 404 081). 1940 übernahm er die Betriebsleitung des Drahtwerks Gelsenkirchen. 1941 wurde er Betriebsdirektor des Hochofenstahlwerkes Kneuttingen im besetzten Lothringen, ab 1943 in Rombach bei Metz. Hier wurde er 1944 von der Gestapo verhaftet, weil er den Krieg verloren sah. 1945 unterstützte er den Technischen Direktor der Maxhütte in Unterwellenborn, die zum Flick-Konzern gehörte. Die sowjetische Militäradministration ernannte ihn zum neuen Betriebsleiter dieses Werkes. 1947 wechselte er zum Stahlwerk Thale. 1950 wurde er Technischer Direktor des Stahl- und Walzwerks Brandenburg und blieb dies bis zum Eintritt in den Ruhestand 1956.
Nach 1945 wurde das bis dahin zum Flick-Konzern gehörende Stahl- und Walzwerk Brandenburg vollständig demontiert. 1947 war es ein Trümmerberg und Schrotthaufen.
Unter der Leitung von Friedrich Franz, dem von der Belegschaft aufgrund seiner offenen Art den Ehrennamen „Papa Franz“ verliehen wurde, entstand bis 1953 die große Halle mit 10 Siemens-Martin-Öfen und die Generatorhalle, in der das Generatorgas aus Rohbraunkohle erzeugt wurde.
Unter seiner Leitung wurde in Brandenburg unter den widrigen Zeitumständen ein neues Stahlwerk aus dem Boden gestampft. Am 15. Februar 1950 wurde der Grundstein zu einem neuen Stahlwerk am alten Standort gelegt. Rund 4.000 Menschen waren auf dieser Baustelle tätig, Baumaschinen hatten Seltenheitswert. Und am 20. Juli 1950, nicht mal 6 Monate nach Baubeginn, wurde der erste Siemens-Martin.Ofen erstmals abgestochen. Ein heute fast unglaubliches Bautempo wurde damals vorgelegt. Lothar Franz äußerte über seinen Vater Friedrich Franz 2005 :

„Friedrich Franz gönnte sich in der Aufbauphase fast keinen Schlaf. Seinen Schreibtisch sah er am wenigsten, er war mitten unter den Menschen, beim Aufbaustab, bei der Montage, dirigierte und konzentrierte die Aufgaben, setzte seine fachlichen Kenntnisse auch unmittelbar mit dem Schmelzer am SM-Ofen ein.“

Nach der ersten Aufbauphase, die 1953 endete, leitete Friedrich Franz das Werk noch bis 1956 als er sich auf eigenen Wunsch zur Ruhe setzte.
Er starb am 15.10. 1969 in Brandenburg.
Nach ihm wurde 1996 die Hauptzufahrtsstraße zum Werksgelände in Friedrich-Franz-Straße benannt.
Klaus Heß: Die Benennung von Straße in der Stadt Brandenburg nach Personen in JbHV (NF) 14.2005